Flore und Blanscheflur by Bernhardi Sophie

Flore und Blanscheflur by Bernhardi Sophie

Autor:Bernhardi, Sophie
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


Siebenter Gesang

Wie ist die Liebe doch ein tiefer Bronnen,

Und ungesehn sind ihre inn'ren Quellen,

Die bald mit Leid und bald mit Himmels Wonnen

Die Herzen in dem Busen sehnend schwellen;

Wie Regen fällt im milden Schein der Sonnen,

So fließen Thränen in gelinden Wellen

Und wollen labend unsre Herzen kühlen,

Worin dann wieder glüh'nde Flammen wühlen.

So sprach der Ritter: willst du es gewähren,

Wird uns, o holde Frau, dein schöner Mund

Von diesem Wunder die Bedeutung lehren.

Sie antwort't ihm: thut mir der Quell denn kund,

Wenn ich auch fragend will zu ihm mich kehren,

Warum er sich verbirgt im tiefen Grund?

Womit er dort sich stärkend labt und tränkt,

Der hier den Strom aufwärts zum Himmel lenkt.

Tief ruht das Wasser in der Erde Schooß,

Und hat im Himmel Ursprung doch genommen,

Oft macht es sich von seinen Banden los,

Und hofft, die alte Heimath wird erklommen.

Doch ist die Macht der Erde noch zu groß,

Im kühnsten Lauf wird ihm die Kraft benommen,

Dann fällt der Strom in Thränen schluchzend nieder,

Und grüßt mit Liehe doch die Erde wieder.

Sanft klagend fließt er ruhig durch die Auen

Und blickt die Wiesenblumen milde an,

Die in den Bach mit kind'schem Lachen schauen,

Von ihm jedwed' ihr Leben nur gewann.

In seinen Kindern möcht' er Lust erbauen,

Hegt drum die Blumen liebend wie er kann,

Bis sie ihn selbst mit Lebenslust durchdringen,

Daß man ihn scherzend über Kies sieht springen.

Wie Blumen sind dem Wasser wir verbunden,

Bezeugen es mit unsrer Augen Thränen;

Und weil am Quell dies Bündniß wird empfunden,

Erwacht in unsrer Brust ein zärtlich Sehnen.

Das Wasser hält uns, das Gestirn umwunden,

Von dem die Augen ihren Strahl entlehnen,

Und oft des Menschen Schicksal zu begründen,

Will sich Planet und Element verbinden.

Des Wassers Macht hielt Melusin' umfangen,

Des jungen Raymunds Loos lenkt ein Gestirne,

Sein Oheim sah's am Himmel leuchtend prangen;

Er hob empor die weisheitsvolle Stirne,

Und sprach: jetzt wird ein schnöder Mord begangen,

Worüber ich im Herzen heftig zürne:

Ein Diener, welcher Wohlthat stets genossen,

Wird undankbar den Herren niederstoßen.

Und kaum noch war die Rede ganz verklungen.

Liegt schuldlos er, vom Raymund schon erschlagen,

Waldeinwärts floh, durch Büsche dicht verschlungen

Der junge Graf mit Herz durchdring'den Klagen.

Die muntern Töne bey der Jagd erklungen

Hört er fern ab, und grauenvolles Zagen

Durchbebt sein Herz, so wird er angehalten

Im Mondenschein von lieblichen Gestalten.

Von dreien Jungfrau'n freundlich eingeladen

Ruht er an eines kühlen Bronnens Rande,

Worin sich keusche Mondesstrahlen baden.

Die Schönste löst' ihn aus des Kummers Bande,

Kein feindliches Gestirn darf ihm mehr schaden,

Sie wird sein Weib, er Herr von weitem Lande;

Von treuer Liebe ist ihr Herz durchdrungen,

und hat treuliebend das Gestirn bezwungen.

Und Melusine hofft, es werde lösen

Auch sie des Gatten zärtlich treues Lieben.

Er konnte sie vom Element erlösen,

Wär' er nur treu dem theuren Eid geblieben,

Doch schlau gereizt vom schnöden Rath der Bösen

Wird wild sein Herz zur Eifersucht getrieben;

So eilt er hin, wo er zuerst sie schaute,

Wo um den Brunnen ein Gemach sie baute.

Er will der Frau geheimes Thun belauschen,

Und sieht sie wunderbar im Brunnen schwimmen,

Sanft plätschernd Wellen ihren Leib umrauschen,

Die sich bemühn zum Busen aufzuklimmen;

Halb ist sie Weib, halb Meeresfisch. Vertauschen

Muß er mit Staunen feindliches Ergrimmen.

Und als melodisch ihre Stimm' erklang

Dünkt ihm, er hört Syrena's Zaubersang.

Ihm scheint, daß Farben aus den Tönen blühn,

Die spielend laufen auf und ab die



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